Wandschicht

 

In einer Entfernung von etwa 1km nordwestlich von Salzkotten liegt auf dem Nordufer der Heder das Gut Wandschicht, ein alter Burgsitz der Paderborner Kirche. Über den dunklen Namen und seine Entstehung liegen zuverlässige Angaben nicht mehr vor. Die Sage will wissen, dass die Burganlage im Mittelalter von zwei Burgmännern bewohnt war, die wie zwei feindliche Brüder ihren Hoheitsbereich durch eine Wand streng voneinander geschichtet hatten. Sicher ist, dass dieses alte bischöfliche Burglehen, das früher mit einer Wallanlage und Gräfte den Charakter einer wehrhaften Wasserburg trug, im Verein mit dem Rittersitz Dreckburg und der Festung Vilsen zum vorgeschobenen Sicherungssystem der Paderborner Bischöfe gegen die seit dem Sturze Heinrichs des Löwen (1180) durch das kurkölnische Sauerland mächtig vordringende Kölner Kirche gehörte. Die Wandschicht war ein domkapitularischer Meierhof, der dem einheimischen Ministerialadel als Lehen übertragen wurde. Dass auch hier wie bei der Dreckburg und dem Vilser Meierhof die Herren von Oeynhausen die ältesten Lehnsträger des Domkapitels waren, ist anzunehmen, aber nicht nachweisbar. lm Jahre 1505 ist Kaspar von Volmeringhausen Inhaber des Gutes. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts (1569) tritt schon Johann von Krewet auf, dessen Sohn Wilhelm als Erbsasse zu Salzkotten, Alfen und Vernaburg vom Dompropst Dietrich von Plettenberg mit dem adeligen Sitz Wandschicht belehnt wurde. Ritter Dietrich Wilhelm von Krewet vermachte im Jahre 1638 das Gut seiner Frau Anna Maria von Eppen. Am 1.10.1642 war Juliana von Niehausen‚ geb. von Eppen, Pfandinhaberin des Hofes. Am 6. 11. 1669 wird Johann Reinhold von Rosen als Besitzer genannt, der am 31. 3. 1672 den Meierhof an den Licentiaten Peter Ferdinand von Vogelius und seine Ehefrau Agnes Katharina verkaufte. Inspektor des Gutes war um 1670 der Gaugraf Matthias van Engers, der die Regesten über Salzkotten verfaßt hat. Am 4.2.1675 bittet Mechthild von Volmeringhausen, Witwe von Twist, als zeitige Inhaberin der Wandschicht den Fürstbischof Ferdinand II. von Fürstenberg, ihrem Vetter Dietrich von Brenken das adelige Gut zu übertragen. Ihr Vater Josias von Volmeringhausen hatte im Vertrag vom Jahre 1612 als Lehnsmann des Drompropsten die Wandschicht dem Wilhelm von Krewet gegen eine gewisse Summe Geldes verpfändet. Sein Sohn Otto war ohne Leibeserben gestorben, so daß sie als älteste des Stammes von Volmeringhausen das Gut geerbt hatte. Bei der Gelegenheit wurde am 5.2.1675 eine Bestandsaufnahme des Gutes Vorgenommen, die einen Auszug aus dem Register vom Jahre 1572 darstellt. Der Titel heißt: Extractus Registri anfangend 1572, aus dem Samtregister verzeichnet und ausgeschrieben, zwischen Meschedem Bodenhausen und Volmeringhausen Vettern und Schwägern eine Erbteilung sein soll."

 

Verzeichnis des Hauses Wandschicht, 1675

„Das Haus Wandschicht mit einem Graben                                                                                                                                                                                                                                            Ein Diek, der Hirtz Poll genannt                                                                                                                                                                                                                                                                     Im Grundeise eine wüste Deichstede ungefähr 1 1/2 Mg.                                                                                                                                                                                                                      Der Meier Otto Schäfer, genannt Weineth, hat 80 Mg.                                                                                                                                                                                                                             Jährliche Pacht: 5 M. Roggen, 1 1/2 M. Gerste, 5 1/2 Hafer, 1 feist Schwein. Es gehört zum Hause Wandschicht zu rund neun ruden breit Erlenbusch-Holz bei Thüle gelegen. Marktgerechtigkeit zur Vollmast mit 20 Schweinen in allen Gehölz, noch 2 Plätze Ellernbuschholz, einer im Rabbruche, der andere im Südholz, davon der 4te Teil der Wandschicht.

Verpachtete Ländereien des Hauses Wandschicht:

Tille Preuße, Salzkotten, hat 33 Mg., davon M. Roggen und Gerste, 4 Gulden, 4 Hühner, 80 Eier.

Heinrich Preuße, Salzkotten, 15 Mg., davon 1 M. Roggen, 1/2 M. Gerste, 1 M. Hafer.

Jürgen Preuße, Salzkotten, 16 1/2 Mg.‚ davon 41/2 Sch. Roggen, 6 Sch. Gerste, 12 Sch. Hafer, 2 Hühner, 2 Stiege Eier.

Hermann Loiseke, 16 1/2 Mg.‚ davon wie vorhin.

Steffen Schäfer, 7 Mg.‚ davon 9 Spint Roggen, 3 Sch Gerste, 6 Sch Hafer.

Junker Gerlach, hat Land, davon wie der vorige.

Eberhard Nabers, Lüttkenverne, hat eine Habstede, dazu gehört 15 Mg. Land im Thülschen Felde davon 4 1/2 Sch. Roggen, 6 Sch. Gerste, 12 Sch. Hafer; noch . 24 Mg. im Vernschen Felde, davon 2 M. Roggen, Ense und Krewet davon jeder die Hälfte.

Johann Nabers, 20 Mg. Land, davon 2 M Roggen, 2 M Gerste, 1 1/2 M. Hafer. Eberhard und Johann Nabers haben eine Schaftrift, davon 6  1/2 Mark Geld, schwere Münz 1 Ta., 21 Sch.

Johann Steinen, 18 Mg. Land und eine Habstede, davon 2 M. Roggen, Gerste und Hafer 10 Sch. Hoibgeld.

Einen Teilzehnten zu Enkhausen, davon 30 M. Roggen, zusammen: 20 M. Roggen, 10 M. Hafer, 24 Hühner, 4 Zehntgänse.

Jürgen Schmidt aus Thüle, 20 Mg. Land, davon 2 M. Roggen, 2 M Gerste, 1 1/2 M. Hafer.

Hermann Schulten zu Benninghausen hat in der Enneker Hoibe hinter der Mühle bei Störmede 18 Mg. Acker und 1 1/2 Mg. Wildland, davon 5 1/2 M. Roggen, 5  1/2 M.Gerste, 7 M. Hafer.

Johann Dressel zu Ehringhausen, 18 Mg. Land, Abgabe wie vorhin.

Zu diesem Gut gehört ein wüster Platz von ungefähr 12 Mg, die drilliche Hude haben die von Hörde. Der Auszug schließt: „Dieses alles ist aus einem Register de dato 1572, so zwischen dem Stam Meschede Bodenhausen und Volmeringhausen aufgerichtet und von Frau Mechthild, geb. von Volmeringhausen, für  . Herrn Dietrich von Brenken extrahiert von Johann Conrad Cothmann, bescheinigt von Arnold Hanxleden, Not. Publ."

Bischof Ferdinand II. von Fürstenberg (1661—1683) bestätigte die Übertragung des Gutes durch Urkunde vom 21. 2. 1675. Damit hatte die Familie von Brenken endgültig die Grundherrschaft über die Wandschicht gewonnen. Durch den häufigen Wechsel in Eigentum und Verwaltung hat der alte Burgsitz an Größe und Bedeutung eingebüßt. So richtete Vizekanzler von Vogelius als Inhaber des Meierhofes am 20.07.1720 ein Schreiben an den Eigentümer Ferdinand von Brenken um Wiedereinlösung des von der Wandschicht versetzten Landes. Im Laufe des 19. Jahrhunderts hat der jeweilige Majoratsherr von Brenken den Meierhof an bäuerliche Familien zur Verwaltung übertragen. Seit dem Jahre 1889 ist er an die Familie Roxlau verpachtet. Nach Ausweis des Pachtbuches betrug die Pacht am 1.1.1899 315,- M., im Jahre 1922 500,- M. Der erste Pächter Josef Roxlau, gest. 1936, stammte aus Winkhausen bei Boke. Sein Sohn Ferdinand (1896 - 1937) heiratete im Jahre 1932 Franziska Anna Stüker aus Nordhagen, deren Sohn Josef nach seiner Heirat mit Gertrud Jäger aus Thüle (1959) die Bewirtschaftung des Gutes leitet. Der gesamte Besitz beträgt 75 ha, wovon aber 50 ha wie früher parzellenweise an einheimische Bauern verpachtet sind. Das Restgut von 25 ha, die etwa zur Hälfte aus Ackerland und zur anderen Hälfte aus Wiesen bestehen, wird laut Vertrag mit dem Grundherrn von Brenken von der Familie des jeweiligen Pächters genutzt. Seit dem Jahre 1958 erfolgt durch die Firma Steinkemper aus Brenken eine Kiesentnahme aus den Grundstücken des Pachthofes, wodurch die einheitliche Ordnung der Feldflur und das dörfliche Landschaftsbild empfindlich gestört werden. Doch wird der Grundbesitzer im Zeitalter baulicher Hochkonjunktur und der ungünstigen Preisentwicklung der landwirtschaftlichen Produktionsgüter auf die Ausbeutung der Kieslager im Sinne von Naturschutz und Landschaftspflege nicht ganz verzichten können.

 

Quelle: Stadt und Amt Salzkotten, Westfalen-Druckerei Ed. Schöningh KG, Paderborn 1970

 

Wandschicht 1 (Verne), Gut Wandschicht, bez. 1729

Eigentümer:

Alter Burgbesitzer der Paderborner Kirche, früher mit Wallanlage und Gräfte, zu den vorgeschobenen Sicherungsanlagen der Paderborner Bischöfe gegen die Kölner Kirche gehörend. Seit 1675 im Besitz von und zu Brenken.

Langgestrecktes Fachwerk-Hofhaus mit pfannengedecktem Satteldach; Giebel alt verbrettert mit Kerbschnitt; lateinische Inschrift am Deelentorbalken und Datum 1729; neue Torflügel; rechts traufenständiger Anbau mit vorkragendem Fachwerk-Speicherstock, 19. Jahrhundert. An der Rückseite des Hofhauses neuer eingeschossiger Anbau.

Sonst neuere und unbedeutende Gebäude. Alter, fast quadratischer Gräftenring noch erhalten.

Historisch bedeutende Anlage, die in ihrem Haupthaus auch ein gutes Beispiel großbäuerlicher Kultur bietet.

Nutzung: Wohnhaus